Sonntag, 16. September 2012

Quaker

Eines haben alle Christen gemeinsam. Sie wollen einen am Sonntag zum frühen aufstehen zwingen. An einem freien Tag. Ich musste heute um acht aufstehen (bin aber tatsächlich erst um halb neun aufgestanden), damit wir rechtzeitig zum Quäker Meeting kamen. Ich bekam eine Art Maisgrütze, mit Spiegelei und gebratener Salami zum Frühstück. Sehr reichhaltig aber lecker.

Dann ging es los zum Friendsmeeting. Wir kamen in einem großen Raum an. In diesem saßen ca 30/40 Leute verschiedenen Alters, abgesehen von Kindern, diese werden während des Meetings in einem extra Raum bespaßt. Man setzt sich hin und versinkt im Schweigen. Eineinhalb Stunden lang. Diese Stille soll einen zum "inner light" bringen (das Göttliche im Menschen). Es hatte etwas meditatives, beruhigendes.

Die Quaker sind überaus offen herzig und tolerant. Ursprünglich waren sie alle Christen aber inzwischen gibt es viele Quaker, die auch Buddhisten, Juden oder sogar Atheisten sind. Sie besuchen die Meetings, engagieren sich für die Friends (wie sich die Quaker nennen) und in den Workcamps aber sie glauben etwas vollkommen anderes. Das sagt viel über die Religion in den USA oder zumindest hier in der Umgebung aus. Es geht weniger um das aktive Praktizieren eines Glaubens sondern viel mehr um die Gemeinschaft und das soziale Engagement. Der Glauben ist etwas persönliches, dass man für sich selber zurechtlegt und als solcher wird er behandelt. Die Religion ist eine Form an dem sozialen Leben in der Nachbarschaft teilzuhaben und etwas für sie zu tun.

Auf diesem Quaker Meeting war eine Frau. Sie hieß Laverne. Sie war eine ältere schwarze Dame. Sie leitete das Quaker Meeting, sagte also wann es anfing und aufhört und moderierte die Ankündigungen. Sie war beeindruckend. Sie strahlte von innen heraus. Es war als würde die Sonne in ihr ruhen. Sie hatte etwas zutiefst zufriedenes und erfülltes an sich. Sie saß da und wirkte einfach nur glücklich und strahlte dieses Glück aus. Es war fast fassbar.

Nach dem Meeting habe ich mich Laverne und noch ein paar andere zum Klavier gesetzt und wir haben gemeinsam Musik gemacht. Bzw. sie spielte Klavier und ich die Melodiestimme auf der Viola und die anderen sangen. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich im Kopf transponiert habe. Eine große Leistung für mich.

Später habe ich noch an dem Business Meeting teilgenommen. Das war aber ziemlich langweilig, vor allem, weil ich häufig nicht wusste wovon sie reden. Ein weiterer interessanter Punkt an den Quakern ist, dass sie nicht abstimmen sondern alle Entscheidungen auf Konsens also Einstimmigkeit beruhen. Wieder meiner Erwartungen hat es funktioniert und es wurden schnell Entscheidungen gefällt.

Später waren wir dann noch in einem japanischen Haus, weil wir zu früh am Hostel waren. War ganz interessant.

So ich muss jetzt kochen gehen. Viele liebe Grüße,

Zeno

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